Bei Abell 39 handelt es sich um einen planetarischen Nebel im Sternbild Herkules in einer Entfernung nach den GAIA gemessenen Sternparallaxen von etwa 3840 Lichtjahren. Abell nahm an, dass es sich bei diesen Objekten um eine Scheibenpopulation in unserer Milchstraße handelt. Hier sticht aber Abell 39 mit einer galaktischen Breite von 42,5° deutlich hervor. Er steht also sehr hoch über der galaktischen Ebene. Daher wird sein Licht nicht wesentlich durch Staubextinktion beeinflusst. Abell 39 zeigt ein für planetarische Nebel bilderbuchhaftes Aussehen einer fast perfekt sphärischen Blase. Dabei ist die Peripherie als Ring ausgebildet. Der westliche Rand ist etwa 50% heller als der östliche. Der Zentralstern ist nicht genau im Zentrum, sondern um etwa 2" versetzt. Abell benennt ihn in seinem Katalog als PN des Typs A. Das wäre aber eine homogene Scheibe. Vielmehr handelt es sich um den Typ B. Dieser ist zwar innen schwach beleuchtet, aber mit deutlich geringerer Helligkeit als der Ring selbst. Der Durchmesser lässt sich mit 170" nachmessen, bei einer Ringdicke mit 8" bis 10". Damit beträgt sein Durchmesser 3,2 LJ Kein PN ohne Zentralstern! Im Zentrum von Abell 39 ist ein blauer Stern sichtbar. Das ist aber kein junger heißer Stern, sondern ein bereits alter Weißer Zwerg.
Schon Abell merkte in seinem Katalog an, dass sich die Fotometrie der Zentralsterne im linken Teil des Hertzsprung-Russel-Diagramm (HRD) jenseits der Hauptreihe befindet. Der Spektraltyp lautet DAO.70, also das Spektrum eines Weißen Zwerges. Blau erscheint der Weiße Zwerg, da die gemessenen Helligkeiten bei B=15,29 mag und V=15,6 mag betragen, also B-V = -0,33 mag-ein sehr blauer Farbindex. Seine Temperatur beträgt 160.000 Kelvin. Seine Masse wird auf 0,58 Sonnenmassen geschätzt bei einer Leuchtkraft von etwa 1.800 Sonnen. Die Gegend selbst ist recht wenig attraktiv. Im Wesentlichen sind drei kleine Hintergrundgalaxien im Bild zu erkennen.
Noch innerhalb des Nebels liegt die winzige LEDA 2817010. Ihre Radialgeschwindigkeit beträgt 37.236km/s, was auf eine Distanz von ehr als 500 Mio LJ hinausläuft. Rechts in der Position von 5 Uhr befindet sich LEDA 3089352 mit 17.260 km/s Radialgeschwindigkeit. Und links auf 10 Uhr noch LEDA 58246. Mit einer Radialgeschwindigkeit von 17.178 km/s liegt sie in etwa der gleichen Entfernung wie die vorgenannte Galaxie.
Aufnahmedaten: Ritchey-Chrétien-Teleskop mit 10" mit einer Brennweite von 2000 mm.
Kamera: monochrome Kamera im APS-C-Format RGB jeweils 30 Aufnahmen zu 120 s
Da planetarische Nebel meist einen höheren Anteil der OIII-Linie aufweisen und um diesen etwas deutlicher hervorzuheben habe ich noch 20 Aufnahmen zu jeweils 300 s in OIII erstellt und in das RGB-Bild eingefügt.
Dieter Ludwig